Verschoben, nicht aufgehoben

Ganz schon mutig. Nach monatelangem Lockdown plant die Kulturgruppe e. V. ein Festival. An 16 Terminen sollen in einem Zelt vor dem Forum Konzerte, Lesungen und Artverwandtes stattfinden. Ein klares Signal, das eine positive Aufbruchsstimmung in der Bielefelder Kulturszene, aber auch öffentlichen Druck erzeugen soll.

„Dass wir mitten in die 3. Welle geraten, war nicht geplant. Natürlich zittern wir, wie sich die Zahlen entwickeln“, sagen Martina Strothotte und Charlotte Koch beim Gespräch Mitte März. Und tatsächlich hat sich leider aktuell eine neue Entwicklung ergeben: Das Festival kann nicht wie ursprünglich gedacht im April starten. Jetzt arbeitet die Kulturgruppe mit Hochdruck an einer terminfesten Verschiebung.

Das Damokles-Schwert der Pandemie schwebte von Anfang an über dem BIELEZELT. Dennoch war und ist es den beiden Pressesprecherinnen und langjährigen Mitgliedern der Kulturgruppe e. V. wichtig, ein Zeichen gegen den Stillstand zu setzen. Den Blick auf all die Kulturveranstaltenden zu lenken, die keine Lobby haben. „Das Abwarten macht die Leute müde, ich hoffe, dass wir andere ermutigen können, auch etwas zu wagen“, unterstreicht Charlotte Koch. Martina Strothotte ergänzt: „Wir bemühen uns, unseren Optimismus nicht zu verlieren. Wir möchten zeigen: Hallo, wir sind hier und wir haben Ideen, wie Kultur trotz Corona gehen könnte.“

Für den Frühlings-Kulturstart im BIELEZELT hat die Kulturgruppe ein ausgeklügeltes Hygiene-Schutzkonzept entwickelt, und sie setzt auf kleine Veranstaltungen mit maximal 80 Zuschauer*innen. Neben guter Belüftung und Kontaktverfolgung diskutiert sie aktuell das Thema Schnelltests als Pilotprojekt zur Durchführung von Veranstaltungen. Ihr eigenes, aufwändig erarbeitetes Konzept gibt die Kulturgruppe gerne an andere weiter.

Bei der Programmgestaltung sind viele lokale Kulturveranstaltende wie Forum, Kulturkombinat, Bunker Ulmenwall, Nr.z.P., U&D Vlotho, Welthaus und Extra Blues Bar mit im Boot. „Es ist toll, dass wir diese große Parkfläche vor der Nase haben, deshalb wollten wir befreundete Vereine einladen“, so Charlotte Koch. „Sie alle tauchen seit einem Jahr nicht auf, haben keine Lobby. Unser Anliegen ist es, deutlich zu machen, dass die Kulturlandschaft vielfältiger ist als Museen und Theater.“

Trotz aller Unwägbarkeiten, wie und ob das Festival tatsächlich stattfinden kann, ziehen die beiden Bielefelderinnen auf jeden Fall ein positives Fazit. Zum einen sind sie begeistert von der unproblematischen Zusammenarbeit mit offiziellen Stellen wie dem Ordnungsamt. Zum anderen haben sie erfolgreich Förderungen vom Bundesverband Soziokultur e.V. sowie der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien beantragt. „Die Szene, in der wir uns bewegen, ist es nicht gewohnt Unterstützung einzufordern“, resümiert Charlotte Koch, „aber das sollten wir öfter mal tun. Die ganze Veranstaltungsszene sollte lauter werden.“

Tipp: aktuelle Infos auf www.bielezelt21.de