Frische Brise für die Kultur

Pfft, pfft, pfft. Der Bielefelder Kultursommer steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der Luftpumpe. Erfunden hat dieses praktische Hilfsmittel für alle Radelnden der Tüftler Otto von Guericke, der im 17. Jahrhundert auch noch als Bürgermeister, Physiker und Jurist von sich reden gemacht hat. „Vor diesem Hintergrund steht die Luftpumpe symbolisch für die Experimentierfreude der Bielefelder Kulturszene sowie für die frische Brise und die Bewegung, die Kultur in unser Leben bringt“, so Kulturamtsleiterin Brigitte Brand. Und natürlich weist sie auf einen der Höhepunkte im diesjährigen Programm hin: Die dritte RadKulTour führt als längste Kulturbühne der Stadt erstmals in den Bielefelder Süden.

Der Kultursommer bündelt wie gewohnt eine Vielzahl an Aufführungen und Ausstellungen, etliche davon finden unter freiem Himmel statt. So können die Bielefelder*innen wieder an verschiedenen Orten der Stadt außergewöhnliche Kulturmomente erleben – sei es beim Sommertheater auf dem Klosterplatz, den Mittwochskonzerten auf der Sparrenburg oder den Konzerten für Groß und Klein auf dem Kesselbrink. „Unser Anliegen ist es, die Vielfalt der Bielefelder Kulturszene an möglichst vielen Orten zu zeigen“, resümiert Programmplanerin Laura Baß.

Hoch hinaus geht es zu den beliebten Mittwochskonzerten auf der Sparrenburg, die auch in diesem Jahr wieder namhafte Künstler*innen und vielsprechende lokale Acts verbinden. Am 7. Juni tritt Sängerin und Songschreiberin Lùisa (Support: Mina Richman) auf, während am 16. August das Trio LUAH (Support: Corby) Elemente aus Jazz, Pop und brasilianischer Musik zu einer Symbiose verwebt. „Wir möchten lokale Künstler*innen mehr ins Programm einbinden“, erklärt Laura Baß das Konzept.

LUAH (c)Ferry Mohr

Im Rahmen der Reihe Jazz im Waldhof gastiert am 13. Mai die Saxophonistin und Sängerin Stephanie Lottermoser im Bielefelder Kunstverein im Waldhof. Am 10. Juni präsentieren Le Bang Bang ihre »Greatest Hits« nach mehr als einem Jahrzehnt gemeinsamen Schaffens. Die Mario Senge Group serviert am 26. August Sounds aus der Latin-Jazz-Küche und Jazz-Fusion. Unterschiedliche Facetten der internationalen Folkmusik stehen im Fokus der Ohrenweide am Bauernhausmuseum: Am 4. Juni präsentieren Stereo Naked und Steve Crawford & Sabrina Palm Musik aus Schottland und Amerika. Am 16. Juli stehen mit Sveriges Vänner zwei Musiker*innen aus dem Leipziger Neuseenland auf der Bühne, die Musik aus Schweden darbieten. Dragseth aus Husum laden am 20. August dazu ein, Folksongs aus Nordfriesland kennenzulernen. Einen festen Platz im Kultursommer hat mittlerweile das Festival im Vogelviertel, bei dem drei Ensembles zeigen, wie aufregend das Zusammenspiel von Orient und Okzident ist. Am 17. Juni treten am Kultur- und Kommunikationszentrum Sieker das Meyjana Trio, das Mikaîl Aslan Ensemble und Coma auf. Zudem lädt das Festival zu einer kulinarischen Entdeckungsreise eiin.

Sommertheater am Klosterplatz

Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums ist das AlarmTheater im Rahmen des Bielefelder Sommertheaters auf dem Klosterplatz zu sehen. Das Briefdrama »Address unknown« (Bild links) erzählt am 29. Juli die aufwühlende Geschichte einer Freundschaft, die zu Zeiten des Nationalsozialismus von Hoffnung, Verzweiflung, Ideologie und Verrat geprägt ist. Eine choreografische und musikalische Reise durch Raum und Zeit folgt am 12. August: Mit Elementen aus Tanz, Theater und Zirkus (und etwas Mais) zeichnet die Kompanie Le G. Bistaki ein absurdes und zugleich traumhaftes Bild der heutigen Welt.

Radkultur im Bielefelder Süden

Die dritte Ausgabe der Bielefelder RadKulTour führt am 3. September nach Sennestadt: Auf der rund 18 Kilometer langen Radroute treten zwischen 14 und 18 Uhr an bis zu 60 Orten lokale Künstler*innen aus verschiedenen Sparten auf – und zwar ganz im Zeichen ökologischer Nachhaltigkeit. Performances am Bullerbach, Chorklänge im Beckhaus-Viertel, Musik und Theater am Jugendlandheim Greten Venn: Dies und vieles mehr ist möglich bei der diesjährigen RadKulTour.

Natürlich dürfen die zahlreichen Veranstaltungen nicht fehlen, mit denen die Kooperationspartner*innen des Kulturamts das Bielefelder Kulturleben bereichern. Der Carnival der Kulturen beispielsweise feiert am 3. Juni ein beachtliches Jubiläum: Der 25. Carnival steht unter dem Motto »BIEtopia – Bielefelder Zukunftsvisionen«. Auf dem Kesselbrink lässt sich die lokale Musikszene ebenso erleben wie internationale Künstler*innen. Speziell an Familien richten sich fünf Kinderkonzerte auf dem zentralen Bielefeld Platz – allesamt kostenfrei. „Im Juni könnte man angesichts der Vielzahl der Angebote auf dem Kesselbrink übernachten“, scherzt Brigitte Brand. Ganz ernsthaft freut sie sich über die zahlreichen Umsonst+Draußen-Angebote des Kultursommers. „Manchmal ‚stolpern‘ Leute dadurch über Kultur und wir erreichen Menschen, die vielleicht nicht gezielt in ein Konzert gehen würden.“

Carnival der Kulturen (c)Joachim Müller

Informationen zum gesamten Programm gibt es in der kostenlosen Broschüre und unter www.kulturamt-bielefeld.de.