Womenpower made in NRW

Das Welthaus feiert in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag. Seit 32 Jahren gibt es die Weltnächte. Also Business as usual? Von wegen. 2020 ist alles anders. Keine Pressekonferenz in großer Runde im Welthaus, sondern Einzel-Interviews. Und über allem die große Frage: Wie plant man ein Kulturprogramm, wenn gerade alles unplanbar ist?

Flexibel bleiben

„Einerseits freue ich mich total darauf, endlich wieder Veranstaltungen zu machen“, sagt Michael Lesemann (Foto) vom Welthaus, das die Weltnächte gemeinsam mit Baobab e. V. veranstaltet. „Aber als das druckfrische Programmheft ankam, war die Freude durch den Geschmack von Unsicherheit getrübt. Wir können gerade nichts anderes machen als alle anderen auch: Die Situation beobachten und von Tag zu Tag entscheiden.“

Festival auf dem Kesselbrink

Liefe alles nach Plan, dann fänden von Mai bis Dezember insgesamt 20 Veranstaltungen mit 33 Ensembles und ca. 160 Akteurinnen an 8 Veranstaltungsorten statt. Ein besonderer Schwerpunkt: „Womenpower made in NRW“. „Als Welthaus haben wir grundsätzlich ein Interesse am Thema Emanzipation und Frauenrechte“, unterstreicht der Programmleiter. So wurden im Rahmen der Weltnächte unter anderem bereits einmal „Frauenstimmen“ in den Vordergrund gestellt. „Das so in den Fokus zu nehmen, bedeutet sich anders auszurichten. Bei Agenturen sind sonst eher Männergruppen vertreten. Deshalb habe ich eine Liste mit Künstlerinnen aus NRW erstellt – und es gibt einige, die absolut hochwertige Musik, Tanz und Poetry Slam machen. Total begeistert bin ich von der Kölner Szene, aber auch davon, was Bielefeld alles zu bieten hat.“ Und auch, wenn Michael Lesemann es selbst nicht so sagen mag, haben Projekte wie die Weltnächte und der Carnival der Kulturen sicherlich ihren Teil dazu beigetragen, wie lebendig sich die Musiklandschaft in Bielefeld entwickelt hat.

Diese Szene soll sich eigentlich zwischen Mai und Juni auf dem Kesselbrink präsentieren. Aber bereits jetzt zeichnet sich ab, dass wahrscheinlich alle acht Termine zu einem Festival am 29.8. zusammengelegt werden. Mit dabei wären dann unter anderem Oriental Dreams mit Verahzad und Desert Roses, Beija Flor und Saudade & Alegria, Les Benitas (Foto) und Brasa Brasil sowie Crazie Nabs & Priscilla.

Jede Menge Highlights

„Wir haben die Gruppen angerufen, dass wir vermutlich Termine verschieben müssen“, so der Programmleiter. „Ich selbst würde als Politiker in nächster Zeit keine Großveranstaltungen zulassen. Und ich hätte auch ein komisches Gefühl, Indoor-Konzerte zu planen. Zeitgewinn ist gerade das Wichtigste und daher kann ich mir vorstellen, dass wir erst nach den Sommerferien loslegen. Zum Glück stehen für diese Zeit zahlreiche attraktive Konzerte auf dem Programm.“ Ganz besonders freut sich Michael Lesemann auf den Auftritt von Gato Preto (Foto) am 7.11. im Movie. „Das ist Powermusik, die so richtig abgeht“, macht er Lust auf ein Konzert, bei dem rockender Favela Funk aus Rio, rumorende Township-Grooves aus Südafrika und Angolas technoider electro-Hybrid Kuduro aufeinandertreffen.

Und damit – wie auch immer die Lage sich entwickeln mag – nicht nur die ZuschauerInnen, sondern auch die KünstlerInnen auf ihre Kosten kommen, hat das Welthaus gemeinsam mit den wichtigsten Zuschussgebern der Weltnächte bereits gute Ideen entwickelt. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen plant die Gagen auch dann auszuzahlen, wenn die Gruppen nicht spielen können. Und das Kulturamt Bielefeld zumindest für den Fall, dass die Auftritte per Livestream übertragen werden.

Infos zum kompletten Programm und über den aktuellen Stand unter www.welthaus.de