„Kinder lieben Insektenhotels, die man an geeigneter Stelle im Garten aufstellen kann“, sagt Claudia Quirini-Jürgens. „Das ist auch wunderbar, schließlich kann man sie auf diese Weise schön beobachten.“ Doch eigentlich braucht es so viel Aufwand gar nicht. Denn Insekten lieben auch Totholzstapel, die man im Garten schnell an einer geschützten Ecke errichten kann. Dass dieser allein das Insektensterben nicht aufhalten kann, liegt am komplexen Ökosystem.

In unseren Gärten braucht es viele kleine Trittsteine, um dem Insektensterben entgegenzuwirken“, erklärt Claudia Quirini-Jürgens. Die Dipl.-Biologin befasst sich als Vorsitzende des Naturwissenschaftlichen Vereins Bielefeld intensiv mit den Möglichkeiten, die Vielfalt heimischer Pflanzen voranzutreiben. Und findet klare Worte: „Sie bilden die Lebensgrundlage für viele Insekten.“ Auch beruflich – sie arbeitet an der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld e.V. mit dem Schwerpunkt Botanik – treibt sie die Artenvielfalt in Garten und Landschaft in dem Vital Projekt „Artenreiche Lebensräume“ um. Denn: Bei 75 Prozent der Insekten ist der Bestand laut einer Studie der Universität Hohenstein rückläufig. Die Gründe dafür sind vielfältig. Neben dem Flächenverlust und der veränderten strukturellen Nutzung haben Pestizide, Düngung und Mahd Einfluss auf die Zahl der Insekten. Dabei braucht es nicht viel, um Insekten im eigenen Garten eine Lebensgrundlage zu schaffen. Wer auf heimische oder regionale Sträucher wie Felsenbirne, schwarzer Holunder, Brombeer- und Johannisbeere setzt, trägt ebenso zur Artenvielfalt bei wie jemand, der in Sachen Hecke auf Weißdorn, Liguster oder Hainbuche vertraut.

In 30…

Jahren hat die Zahl der Vögel in Europa um 420 Millionen abgenommen.

Bei den Bäumen bieten Ebereschen, aber auch Obstbäume – ob Apfel, Birne oder Kirsche – Insekten kleine Trittsteine, über die sie von Garten zu Garten gelangen. „Ein großartiges Insektenbuffet, geeignet für Garten und Balkon, sind natürlich blühende Pflanzen“, betont die 54-Jährige. In der Landwirtschaft können Blühstreifen als kleiner Ausgleich zum Biotopverlust den Appetit der Insekten bedienen. „Um Insekten auch im Garten mit blühenden Futterquellen zuzuarbeiten, muss man allerdings einiges beachten“, erklärt Claudia Qurini-Jürgens. So sollte man zu heimischen Wildblumen statt zu Zierpflanzen greifen, auf gefüllte Blüten verzichten und beim Kauf auf nicht sterile Pflanzen achten. „Diese erkennt man, weil Hummeln und Bienen auf ihren Blüten sitzen oder man fragt gezielt nach“, so die Expertin. Auch ein Blick in alte Bauerngärten – früher waren Gärten allein durch ihre Funktion als Nutzgarten arten- und strukturreicher – gibt Aufschluss darüber, was Insekten lieben. Sich auf alte Klassiker zu besinnen, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Dabei reicht das Spektrum von Löwenmäulchen, Ringelblumen und Vergissmeinnicht über Goldlack, Steinkraut, Kapuzinerkresse und Portulakröschen bis hin zu Akelei, Wasserdost oder Süßdolden. „Heute sind Gärten häufig sehr naturfern, beherbergen viele Exoten oder bieten als reine Steinwüsten für Insekten keinen Lebensraum“, unterstreicht Claudia Quirini-Jürgens. Überhaupt sind allzu aufgeräumte, blitzblanke Gärten für Insekten, die bei der Nahrungsaufnahme noch dazu auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert sind, der Tod. Hier finden sie weder Futterpflanzen noch Möglichkeiten zur Eiablage. Unordnung zulassen, weniger mähen, damit Gänseblümchen und Co. eine Chance haben – so lauten die Tipps der Bielefelder Biologin.

Claudia Quirini-Jürgens

Und wer im Garten keinen Platz für einen naturnahen Teich hat, der sollte mit kleinen Wasserstellen Hilfestellung leisten. Die ist übrigens auch in Sachen Lichtverschmutzung gefragt. Denn Gärten und Häuser, die nachts angestrahlt werden, stören nicht nur den Rhythmus der Insekten, im schlimmsten Fall verglühen die Tiere angelockt durch das Licht. „Lichtverschmutzung ist inzwischen ein Riesenthema. Aus Insektensicht gibt es nur eine weniger schädliche Beleuchtung, doch das ist vielen noch nicht bewusst“, betont Claudia Quirini-Jürgens, die mit Fakten und Engagement Wege aufzeigen möchte, Insekten am Leben zu halten. „Schließlich brauchen wir diesen Planeten, er ist unser Lebensraum.“

www.nwv-bielefeld.de; www.biostationgt-bi.de

Mehr als 80…

Prozent der Erträge im Pflanzen und Obstbau sind hierzulande von der Insektenbestäubung abhängig.

TIERE UND NATUR ERLEBEN

  • www.bielefeld.de – (Heimattierpark Olderdissen)
  • www.bielefelder-bauernhausmuseum.de
  • www.bielefelder-naturschule.de
  • www.botanischer-garten-bielefeld.de – (Tipp: Bienenhaus im Botanischen Garten)
  • www.bund-bielefeld.de
  • www.gut-wilhelmsdorf.de
  • www.halhof-bielefeld.de
  • www.ljv-nrw.de -(Tipp: Sonntagsschule in Olderdissen)
  • www.namu-ev.de
  • www.naturfreundejugend-tbw.de
  • www.natursinn-bielefeld.de
  • www.npzschelphof.de
  • www.primelgruen.de
  • www.rieselfelder-windel.de
  • www.waldjugend.de
  • www.zoo-schule-gruenfuchs.de

Bis zu 80…

Prozent weniger Insekten gibt es in den letzten Jahren laut einer aktuellen Studie der Universität Hohenstein.