Fledermäuse schützen

Quartier gesucht! Das gilt für die kleinen Flugakrobaten selbst, die von der Wochenstube bis zum Winterquartier verschiedene Ansprüche an ihre Wohnstätten stellen. Aber auch für ein aktuelles Citizen Science Projekt des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Bernd Meier

Wer bei dem Projekt mitmachen möchte, ein Quartier oder verletzte Tiere entdeckt, kann sich mit Bernd Meier in Verbindung setzen: E-Mail fledermausschutz@bund.net
Tel. 017076190

Jetzt im Sommer gibt es in Bielefeld gleich zwei Hot Spots für Fledermaus-Fans. „Einer ist der Obersee, wo die Tiere in der Abenddämmerung beim Jagen flach über die Wasseroberfläche fliegen“, weiß Bernd Meier vom BUND. „Ein anderer schöner Ort ist die Sparrenburg. Dort lassen sich die Fledermäuse besonders gut in der ‚Schwärmphase‘ von August bis Mitte September beobachten. Dann treffen sich die sozialen Tiere, um ihre Winterquartiere zu kontrollieren. Wenn mehrere hundert Fledermäuse um den Turm fliegen, ist das ein Wahnsinns-Schauspiel.“

Dass die Kasematten der Burg ein beliebtes Fledermausquartier sind, ist zwar bekannt. Über weitere Wohnstätten weiß man dagegen wenig. Darum hat der BUND NRW das Bürger*innen-Wissenschaftsprojekt zur Erfassung der Wochenstuben, Zwischen- und Winterquartiere gestartet. Wer mitmachen möchte, bekommt einen Fledermausdetektor, mit dem die Ultraschall-Ortungsrufe der Fledermäuse hörbar gemacht werden, und eine Rotlichtlampe. Manche Fledermausarten bevorzugen Dachstühle von Gebäuden, andere nutzen kleine Hohlräume wie Verkleidungen, Rolllädenkästen oder Dachspalten. Doch nur, wenn diese Quartiere bekannt sind, können sie bei Gebäudesanierungen oder -abrissen geschützt werden.

Glück hatten zum Beispiel die Fledermäuse, die Arbeiter bei Abrissarbeiten eines Flachdachs entdeckten. Als Bernd Meier mit einer Transportbox anrückte, war schnell klar, dass die nicht ausreichte. In dem Massenquartier waren mehr als 500 Zwergfledermäuse zuhause, die dann – in Absprache mit dem Umweltamt – in seiner Garage überwinterten. Wie viele Fledermäuse dagegen insgesamt in Bielefeld leben, ist unbekannt. „Aber wir wissen, dass gut die Hälfte aller 24 in Deutschland vorkommenden Arten hier heimisch ist“, so der engagierte Umweltschützer.

Dass sich der Bio- und Chemielehrer (auch) für Fledermäuse einsetzt, hat gleich mehrere Gründe. Einerseits fasziniert ihn die Echolotung und dass sie als einzige Säugetiere zum aktiven Flug befähigt sind. Andererseits ist ihm ihr Biorhythmus sympathisch. „Ich bin kein Morgenmensch, der ganz früh Vögel beobachten möchte“, lacht der Bielefelder. Wenn er in Schulkassen über die gefährdeten und geschützten Tiere aufklärt und ein Pflegetier mitbringt, begeistert die Kinder etwas anderes. „Die erste Reaktion ist immer: ‚Die sind ja weicher als mein Kuscheltier‘“, sagt Bernd Meier. Doch obwohl die kranken oder verletzten Fledermäuse, die er pflegt, oft handzahm werden, ist dem Umweltschützer eines wichtig: Sie sind Wild- und keine Haustiere und sollen zurück in die Natur entlassen werden. Damit sie dort gute Lebensbedingungen vorfinden, kann jeder etwas tun. Zum Beispiel Fledermauskästen an der Fassade anbringen und
naturnahe, insektenfreundliche Gärten anlegen. „Schottergärten sind das krasse Gegenbeispiel“, unterstreicht Bernd Meier. „Wo soll eine Fledermaus da Mücken finden!“ ✔ www.bund-nrw.de & www.fl edermausschutz.de